Dienstag, 4. Juni 2013

04.06.2013 Talawi – Tblissi


Was war das des gestern? Also gut, dass es 25 km nur steil bergauf ging, wussten wir ja. Es ist deshalb aber nicht weniger anstrengend. Wir kletterten etappenweise auf 1630m. Trotz der Anstrengung immer schön in der Natur und wenig Verkehr. Nach 5 Stunden Keulerei waren wir endlich oben. Dort erwartete uns ein handgemaltes Schild „Viewpoint“.









Dahinter ein junger Mann, der uns zu Tee und Gepäck einlud. Das war die richtige Idee am richtigen Ort. Er konnte etwas russisch und so erfuhren wir, dass seine Mutter die Plätzchen gebacken hatte. Dann zeigte er uns dort in der Einöde ein georgisches Buch, welches er gerade liest. Es war Goethe „ Die Leiden des jungen Werder“. Man kann es nicht glauben. Kann sich irgendjemand so etwas in Deutschland vorstellen? Kurzer Zeit später kam sein Bruder dazu. Der sprach relativ gut deutsch und war während der Armee in Leipzig, später also UNO-Soldat im Kosovo. Er hatte ein Heft für das Selbststudium der deutschen Sprache bei sich. Sie wohnen wirklich im hinterletzten Dorf ohne Einkaufsmöglichkeit, sind sehr gebildet und müssen ihren Lebensunterhalt so bestreiten – ist das richtig?.... Dann fuhren wir die ersehnte Abfahrt entlang. Es sollten mehr als 40 km sein. Das dachten wir zumindest. Nach ca 20 km kamen wieder böse Anstiege, die uns neben der schon vorhandenen körperlichen Ermüdung, vor allem psychisch zu schaffen machten. Da dachten wir nicht mehr, dass wir es bis Tblissi oder wie sie hier sagen Tiflis schaffen. Später kamen wir an einen Abzweig mit dem Hinweis, Tiflis 23 km. Das schaffen wir doch! Der Plan war, hier zu übernachten, einen Stadtbummel (wir brauchen einen Erholungstag) und dann weiter. Es kam anders. Zunächst war auf dieser Straße ein Höllenverkehr. Insbesondere viel LKW`s. Wir kämpften uns 20 km durch, dann die Innenstadt.



Zwar keine LKW aber Stoßstange an Stoßstange. Dazu kam, dass wir einfach nicht mehr konnten. Also schieben. Wir hatten von den zwei Holländern eine Adresse, wo man gut und preiswert schlafen kann. 1000 Taxifahrer gefragt. Kaum einer kannte die Anschrift. Nach ewiger Sucherei, sind wir in die richtige Straße gekommen. Nirgends das Hotel/Hostel. Es sollte in der Nr.46 sein. In der 42 fragte ich eine Verkäuferin, die sich sofort bereit erklärte uns dorthin zu führen. Es ging zu einer Kellertreppe??? Reingard blieb oben, ich mit runter. In einem Kellergang tatsächlich eine Eisentür mit dieser Aufschrift „Romantik-Hotel“. Erster Eindruck – naja. Geklingelt. Es kommt eine junge, nette Frau, die mir erklärt, dass wir natürlich hier schlafen können. Ich wieder hoch, Reingard und Sachen geholt. Die Fahrräder konnten wir in einem schmalen Schlauch abstellen und die Frau führten uns in das „Lokal“. Es war ein Raum, vielleicht 20x20m, eine Bar, ein Fernseher, einige Tische und rundrum so Boxen aus Brettern mit Zahlen dran. Als Dach der Box diente ein zwei lose liegende Bretter. So langsam wurde es uns mulmig. Wir wurden aber erst einmal zum Kaffee eingeladen und auch zum „freien Dinner“. In diesem Raum saßen einige seltsame Typen, unter anderem Asiaten, die sich diesen undefinierbaren Brei hineinstopften. Die Frau kam wieder und sagte, dass sie nur noch ein Vierbettraum hat, aber wir dort alleine schlafen könnten. Inzwischen war es 21.30 Uhr und wir waren zu kaputt, um zu überlegen, was wir da gerade tun. Also ins Zimmer. Die zwei Doppelstockbetten aus Eisen (NVA), waren dermaßen keimig, dass wir uns richtig geekelt haben. Wir haben das ebenso nicht saubere Laken ausgelegt und uns eine Weile angeschaut. In der Zeit hat direkt neben uns, getrennt durch eine Art Pappe einer gepullert.


Die Dusche war kaputt, man sollte sich Wasser über den Kopf schütten. Der Entschluss: Das geht nicht!!!!! Ich bekam dort schon etwas Asthma. Also Asthma vorgeschoben, entschuldigt und alles wieder an das nicht mehr vorhandene Tageslicht. Uns war zum Heulen. Der Plan – nicht vorhanden. Wir wussten nicht mehr, wo wir sind. Ach so, bei der Suche kamen wir kurz vor dem Ende am Holliday Inn vorbei. Okay das nehmen wir, egal was es kostet – also hin – gefragt – mit gewisser Abneigung angeschaut worden – kein Zimmer mehr frei! Kostet übrigens 250 Dollar – ohne Frühstück. Also weiter, aber wohin? Taxifahrer fragen. Jeder zeigte in eine andere Richtung. Dann noch ein Taxifahrer mit einer Art Van. Frage nach dem Hotel – er ruft seine Frau an, die mir am Telefon erklärt, ich soll zum Fluss und dann nach einem km kommt ein Hotel. Prima, wo ist der Fluss? Inzwischen fragte ich den Taxifahrer, ob er uns hinfahren könnte- zweimal – einmal Reingard und Gepäck – einmal ich und die Räder. Kopfschütteln, das wird nix.


Nochmal Telefonat mit seiner Frau – sie kommt hierher und wir schaffen euch zum Hotel. Die Rettung! Tatsächlich kam nach wenigen Minuten die überaus nette und hilfsbereite Frau, die englisch plauderte ohne Ende. Ach so, er hatte ein Gasauto. Kofferraum demzufolge fast voll. Egal die Taschen reingepresst und nun zu den Rädern. Wir schoben die so von hinten über das Gepäck in den Kofferraum, dass die Hinterräder in Höhe der Rücksitze, in Kopfhöhe hingen. Mit unseren Zurrgurten haben wir sie an den Kopfstützen der Vordersitze fixiert. Die Vorderräder hingen einfach hinten raus. Ein Bild….Nach einem inzwischen geschlossenen Hotel haben wir nach längerer Fahrt ein Hotel gefunden. Riesenerleichterung – tausend Dank an die beiden Helfer. Der Entschluss: Wir bleiben nur eine Nacht, erholen uns lieber in der Natur und machen heute eine Kurzetappe. Tiflis können wir uns nicht mehr antun – geht nicht. Km 102 Hm 1900

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